Ereignissen auf die Agenda verhelfen

„Es gibt sie überhaupt erst, wenn ich sie pfeife“, meinte der Dritte. Die Rede ist von Fouls im Baseball über die drei Schiedsrichter diskutieren (zugeschrieben wird die Geschichte Organisationsforscher Karl Weick). Die Quintessenz: Unabhängig von der tatsächlichen Situation, wird ein Ereignis (hier ein Regelverstoß) erst dann relevant, wenn eine dazu autorisierte Person (hier der Schiedsrichter) es durch sein Einschreiten offiziell zum Thema macht. Andernfalls mag zwar was vorgefallen sein, ohne es jedoch auf die offizielle Agenda geschafft zu haben.   

Warum ich die fast 40 Jahre alte Geschichte heute hervorkrame? Nun, sie lässt sich gut ins Unternehmen übertragen. Auch hier sind jeden Tag viele Mitspieler im Einsatz. Und auch hier mögen Situationen irritieren, Spielzüge unschön erscheinen oder Querschüsse weh tun. Ebenso wie im Stadion, wo Spieler, Betreuer und Zuseher mehr oder weniger deutlich murren, ärgern sich in solchen Fällen auch die Menschen im Unternehmen. Sie äußern sich zynisch, lästern und machen deutlich, wie unzufrieden sie sind. Ein offizielles Thema ist die Situation aber erst, wenn das Management sie dazu macht. 
     
 
Anders als am Spielfeld, ist im Unternehmen die Sache aber nicht nach einer vordefinierten Spielzeit vorbei. Wird hier nicht zeitgerecht interveniert, kann das Ereignis unter der Oberfläche weiterschwelen, an Betroffenen nagen und dann und wann auch Narben hinterlassen. Im Unternehmen empfiehlt es sich somit, Themen rechtzeitig aufzugreifen und sie offiziell als relevant anzuerkennen. So behalten Kleinigkeiten ihre Größe und selbst ernste Probleme bleiben lösbar. Individuell abgestimmt, können nun individuelle Wahrheiten gegenüber gestellt, Chancen und Bedenken erörtert und Lösungsansätze diskutiert werden. Auf diese Weise behält das Management die Fäden in der Hand und die Gerüchteküche kann dieses Gericht nicht mehr mit exklusiver Deutungshoheit anbieten.