Leben als Inszenierung

Mit „Instagram Husband“ haben die Macher der amerikanischen Comedy-Show „The Mystery Hour“ einen viralen Hit gelandet. Im witzigen Video erzählen drei Männer von ihrem  Leben als Auslöser der Handykamera. Ihre satirisch überzeichnete Rolle schwankt: Mal sind sie menschlicher Selfie-Stick, mal Bestandteil einer sorgsam gestalteten Inszenierung. Eigentlich sollten die Attribute kurzweilig, witzig und breit geteilt reichen, um das Video erschöpfend zu beschreiben. Doch es bietet noch mehr.

Trotz seiner Überzeichnung hält es auch tiefer gehende Einsichten für jene bereit, die mit Organisationen und Menschen arbeiten. Denn es zeigt Parallelen zum Arbeitsleben. Auch da sind sympathische Darstellungen voller Emotion willkommen. Szenen, die Mitarbeiter einträchtig und voller Begeisterung bei der Arbeit zeigen. In denen Kollegen mittels Rutschen Stockwerke überwinden, in offen gehaltenen Räumen miteinander interagieren und allerlei Fringe Benefits genießen. Das macht sich gut gegenüber Stakeholdern, potenziellen Neueinsteigern und natürlich auch innerhalb der Organisation. Die Bilder zeigen: Hier passt es, hier kann man sich wohl fühlen, hier ist dein Platz! Daran ist auch nichts falsch – schließlich gilt nach wie vor: Tue Gutes und rede darüber. Allerdings – und das ist der Punkt – gilt es zwei Dinge im Hinterkopf zu behalten:

  1. Es geht immer um authentisches Erleben, um das Echt- und Spürbarsein. Der Wunsch nach einem einmaligen Bild voller Emotionen, der perfekt arrangierten Situation darf die Wirklichkeit nicht überholen. Erleben wir uns tatsächlich so oder wollen wir nur so sein? Der Grat dabei ist schmal. Das echte Leben „zurecht zupfen“ ist ok, alles was drüber hinaus ginge, fiele wohl unter versuchte Täuschung.
  2. Der zweite Aspekt betrifft die Menschen in der Organisation. Sie müssen sich darauf verlassen können, dass ihr Leben nicht Staffage und Teil einer Inszenierung wird. Sie müssen selbstbestimmt entscheiden können, ob bzw. welchen Teil ihres Lebens sie wie preisgeben wollen.

Beide Aspekte sind letztlich Input aber auch Ergebnis partnerschaftlichen Miteinanders. Passt es tatsächlich in der organisationalen Beziehung, wird es keinen Mangel an authentischen Situationen geben. Auch die Bereitschaft der Mitarbeiter, als Testimonial zu wirken, wird deutlich höher sein. Und wenn die Beziehung nicht passt? Dann sollte eine Inszenierung erst recht nicht Ihre erste Wahl sein!